Podcast - FAMILY BUSINESS

So organisiert das Startup des Jahres über 1.000 Babysitter als Mitarbeiter:innen-Benefit, pro Stadt - Zu Gast: Julia Kahle von heynannyly

So organisiert das Startup des Jahres über 1.000 Babysitter als Mitarbeiter:innen-Benefit, pro Stadt - Zu Gast: Julia Kahle von heynannyly

Ein super spannendes Startup aus dem Bereich HR Tech. Und ganz frisch ausgezeichnet mit dem Startup des Jahres.

Mit Julia besprechen wir,

➡️ wie sie über 1.000 qualifizierte Babysitter pro Stadt findet und wie der Qualitätsmanagement Prozess organisiert ist
➡️ wie sie die Auswahl und Vermittlung der Babysitter als Mitarbeiter-Benefit für Unternehmen digitalisiert
➡️ und wie sie die diese Leistung in allen Großstädten Deutschlands ausrollt
➡️ … und darüber hinaus aus!

Julia [00:00:00] Ich würde mal das große Schlagwort Empowerment von Eltern darüber stellen. Wir sind stark. Wenn man das jetzt vielleicht ganz klassisch einordnen will, aber wir sind eben mehr als nur eine Plattform, weil bei uns geht es einfach um echte Menschen.

Intro [00:00:18] Family Business, der informative und kurzweilige Podcast zum Thema Kinder und Familien Marketing. In jeder Folge sprechen wir mit Geschäftsführer-/innen und Marketingverantwortlichen über ihre Erfolge, Misserfolge und ihren Ausblick auf die Zukunft. Außerdem fragen wir sie nach ihren besten Ratschlägen rund um das Thema Marketing und Kommunikation im Umfeld von Kindern und Familien. Präsentiert von KB&B Family Marketing Experts, der führenden Spezialagentur für Kinder und Familien Marketing. Eure Hosts Rolf Kosakowski und André Schulz, Geschäftsführer von KB&B. Family Business,d er informative und kurzweilige Talk mit interessanten Menschen und einzigartigen Insights.

Rolf [00:01:03] Heute zu Gast in unserer Folge ist Julia Kahle. Sie ist Co-Founderin und CEO von heynannyly. Ein super spannendes Startup aus dem Bereich HR Tech. Und ganz frisch ausgezeichnet mit dem Startup des Jahres. An meiner Seite wie immer André. André, was erfahren wir heute von Julia?

André [00:01:23] Hallo Rolf, mit Julia besprechen wir, wie ich über 1000 qualifizierte Babysitter pro Stadt finde und wie der Qualitätsmanagement Prozess organisiert ist. Wie digitalisiere ich Auswahl und Vermittlung der Babysitter als Mitarbeiter-Benefit für Unternehmen? Und wie rolle ich diese Leistung in allen Großstädten Deutschlands und darüber hinaus aus?

Rolf [00:01:51] Das klingt doch wieder sehr spannend. Hören wir mal rein! Viel Spaß. Hallo liebe Julia, herzlich willkommen im Podcast. Schön, dass du heute Zeit für uns hast.

Julia [00:02:07] Hallo Rolf! Hallo André, ich freue mich sehr.

André [00:02:11] Auch von meiner Seite, herzlich willkommen! Wir freuen uns sehr.

Rolf [00:02:16] Julia, du bist Co-Founderin und CEO von heynannyly. Bevor wir da in das ganze Thema einsteigen, wie sah so deine Kinderorganisation diese Woche aus? Wie hast du es geschafft Beruf, Familie und Kinder zusammenzubringen?

Julia [00:02:35] Ich muss dazu sagen, ich wohne in Bayern. Das ist ja in jedem Bundesland anders. Und seit dieser Woche Dienstag bin ich in der glücklichen Lage, als Mutter von zwei Schulkindern wieder eine tägliche Versorgung durch Schule und Hort zu haben. Das heißt, mein Großen habe ich am Dienstag in die fünfte eingeschult. Es war fast aufregender als mit der ersten Klasse, und der Kleine ist in der zweiten. Aber deswegen: Es läuft wieder!

Rolf [00:03:04] Super. Dann sind wir nämlich schon genau im Thema, wo wir hinwollten. Heynannyly, fantastischer Name, fantastisches Konzept. Magst du ein bisschen was darüber beschreiben, was du machst und was heynannyly macht?

Julia [00:03:18] Total gerne. Vielleicht, damit die Hörer auch wissen, wo ich herkomme, sage ich mal noch zwei Sätze zu mir: Ich selber bin 38 und werde dieses Jahr noch 39. Ihr habt gerade erfahren, dass ich zwei Jungs habe, die im Schulalter sind. Und ich bin damals, als mein Großer ein halbes Jahr alt war, wieder in meinen Konzern Job zurückgegangen. Habe seitdem das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie am eigenen Leib getestet, in allen Varianten. Aber meine Konzern Vergangenheit ist genau genommen 15 Jahre alt. Ich war da15 Jahre lang und zuletzt verantwortlich für das Thema Employer Branding und Recruiting. Das erzähle ich deswegen, weil das, was wir jetzt machen mit heynannyly ist, dass wir einen Arbeitgeber Benefit anbieten. Genau genommen Kinderbetreuung als Arbeitgeber Benefit. Und das ist am Ende die Schnittstelle, die ich damals von der anderen Seite aus begleitet habe. Vielleicht auch noch, weil das System natürlich noch nicht bekannt ist. Wir haben ganz konkret eine Plattform, auf der wir vertrauenswürdige Babysitter verifizieren. Wir versichern die, wir machen die flexibel. Das heißt, sie sind innerhalb von fünf Stunden buchbar. Komplett digital. Bei einigen Steuervorteile auch für die Unternehmen und für die Endkunden. Und die Eltern können sich sozusagen nach der Postleitzahl und bestimmten Filter Kriterien den für sie und ihre Kinder passenden Betreuer aussuchen. Was vielleicht auch noch ganz wichtig ist zu sagen, wir machen nicht nur klassisches Babysitting, sondern es geht wirklich um die Betreuung von Kindern zwischen null und 14 Jahren. Das heißt, da gehört auch die Abholung vom Sportverein dazu, vom Kindergarten und eine Hausaufgabenbetreuung zum Beispiel. Das ist es ganz grob. Wir verkaufen unsere Plattform primär an Unternehmen, weil wir möchten, dass die Unternehmen ihre Mitarbeiter bei der ganzen Organisation unterstützen können.

Rolf [00:05:23] Das Angebot ist super spannend. Nun bist du Co-Founderin. Du hast also Partner oder Partnerin bei heynannyly. Magst du die Konstellation kurz noch einmal beschreiben und vielleicht auch die Motivation? Was war so die Initialzündung, das Ganze zu starten?

Julia [00:05:42] Absolut. Ich habe eine Mitgründerin, das ist auch die Ideengeberin des ganzen Startup Themas. Das ist die Anna. Anna hat keine Kinder, war aber zwölf Jahre lang international neben ihrem eigentlichen Job als HR Director in verschiedenen Ländern als Babysitter tätig. Man glaubt es nicht, aber sie hat jede freie Minute genutzt, um Impact zu geben und zu schaffen und hat in allen Ländern und in allen Konstellationen immer wieder die gleiche Situation vorgefunden. Aus Sicht des Babysitters ist es wahnsinnig schwierig, an gute Jobs zu kommen, auch da an vertrauenswürdige Haushalte versichert zu werden, (06:21) zu werden. Und ja, von allen Eltern hat sie auch immer das Gleiche gehört, dass es eigentlich eine Katastrophe ist, sich da zu organisieren mit Job und Kids und ständig neue Challenges lauern. Und dann ist sie losgegangen, hat recherchiert und hat gefunden, dass es wahnsinnig wenig digital gibt. Und all das, was digital buchbar wäre, ist wenig vertrauenswürdig. Und wusste dann aber von Anfang an, dass sie es nicht alleine machen will, sondern wenn sie da was auf die Beine stellt, dass sie das mit einer Co-Founderin macht und darüber haben wir uns kennengelernt. Also ich bin quasi der Mutter Part, sie ist der Babysitter Part und wir wollen das ganze so smart wie möglich für alle auf der Plattform machen.

André [00:07:04] Julia, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf war eben schon ein Stichwort, was du gegeben hast. Ein gesellschaftlich ganz relevantes Thema sowohl für die Einzelnen, für den Einzelnen, allerdings auch für Unternehmen. Du hast eben schon mal kurz skizziert, wie euer Geschäftsmodell ist. Womit verdient ihr konkret Geld? Wem stellt ihr Rechnungen?

Julia [00:07:31] Unser Fokus ist auf dem B2B Bereich, was aber trotzdem nicht ausschließt in allen Städten, in denen wir online sind, sind wir und bleiben wir auch für Endkunden offen. In einem etwas abgespeckteren Modell, das heißt, dann bekommen wir von den Eltern so was wie eine Vermittlungspauschale für die gebuchte Stunde. Unser Hauptfokus liegt aber eben auf den Unternehmenscontracts. Das heißt, wir verkaufen unsere Plattformen für die Implementierung im jeweiligen Intranet an die Unternehmen, die das allen Mitarbeitenden anbieten können. Und die können dort dann Zugriff haben auf unsere komplette Plattform, auf alle geprüften Babysitter, auf alle versicherten Babysitter, können denen unlimitierte Nachrichten schreiben, können sich kurzfristig eine Notfall Option schaffen, können sich aber auch regelmäßig und komplette Betreuungssysteme damit aufbauen. Und da gibt es zwei Konzepte: Zum einen können Unternehmen die Premium Funktion freischalten, dann müsste der Mitarbeiter noch den Stundenlohn der Babysitter dazu zahlen. Man kann aber eben auch bis zu 100 Prozent aller Kosten für seine Mitarbeiter übernehmen. Und das ist gerade ein Riesenthema auch für Schichtarbeit und gewerbliche Berufe.

André [00:08:50] Ist das ein Personal wirtschaftliches Instrument, um als Arbeitgeber gegenüber Arbeitnehmern noch attraktiver zu sein?

Julia [00:09:02] Aus unserer Sicht absolut. Auch das Feedback und die Rückmeldungen von den Unternehmen, die uns jetzt schon eingekauft haben, ist ganz klar. Also der Arbeitsmarkt, der wird immer taffer. Die richtigen Leute zu bekommen, war noch nie leicht, aber es ist wirklich einfach notwendig, auch das Potenzial von allen Eltern abzuschöpfen und ganz klassische Cases abzubilden, wie eine schnellere Rückkehr nach der Elternzeit zu ermöglichen. Dann aber auch eben allen das Ganze anzubieten für Mütter und Väter, weil das ist auch eine Riesendiskussion zu sagen: Hey, Männer und Väter wollen sich einfach auch beteiligen und das ganze muss irgendwie smart abgebildet und auch vom Arbeitgeber unterstützt werden. Aber es geht auch um klassische Sachen, wie Ausfall während der Arbeitszeit. Ich meine jeder mit Kindern kennt das. Der Kindergarten, die Krippe ruft an, sagt: Bitte holen Sie Ihr Kind ab, es hat Schnupfen oder es fühlt sich nicht gut. Und dann ist plötzlich der Arbeitstag frühzeitig beendet.

André [00:10:03] Könnt ihr euren Service in jeder größeren Stadt anbieten mittlerweile? Seid ihr flächenmäßig so aufgestellt, dass ihr die Bundesrepublik schon ganz gut abdecken könnt?

Julia [00:10:14] Wir sind noch ein relativ junges Startup, wir sind in München located. Da haben wir auch unseren Product Market Fit gemacht, unsere Betaphase getestet und da sind wir auch mit Unternehmen schon zusammen. Die ersten Unternehmensverträge in anderen Städten, die starten jetzt zum 01.10 oder für das neue Jahr. Und dann gerade zum 01.10, öffnen wir in Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, Offenbach, Essen, Düsseldorf, Köln, Nürnberg. Also wirklich größere Städte, wie du es eben gerade angesprochen hast. Unser Ziel ist ganz klar, nächstes Jahr deutschlandweit flächendeckend auch unser Angebot an Mitarbeitende und an Eltern ganz konkret geben zu können. Große Städte sind natürlich im Fokus, einfach weil wir auch eine große Pipeline haben dort. Aber wir wollen schon auch immer die Speckgürtel und auch die etwas ländlicheren Regionen erreichen.

Rolf [00:11:11] Julia, hast du vielleicht ein paar Kennzahlen für uns zu heynannyly? Wie viele Babysitter, Babysitterinnen könnt ihr da vermitteln? Oder wie viel Vermittlung habt ihr da im Monat? Was sind so ein paar Kennzahlen?

Julia [00:11:28] Ich glaube, was super spannend ist, um da überhaupt das Volumen einschätzen zu können, ist, wir haben gestartet und sind gelauncht in München, als wir 1000 Babysitter hatten und die magische 1000er Zahl geknackt haben. Man darf nicht vergessen, die werden größtenteils auch zum Teil automatisiert gecheckt. Zum Beispiel der ID Upload, sind die über 18? Stimmen die Angaben etc.? Das erfolgt alles über die Plattform selbst, aber wir haben keine KI dahinter. Das heißt jedes Video wird von uns nochmal angeschaut. Wir schauen schon sehr genau, wer da drauf ist. Das heißt, wir haben die Plattform mit Vorlauf für die Nannys aufgemacht. Mittlerweile sind wir bei 2000 Babysitter für den Raum München. Das ist ja auch von der Größe her, ich sag jetzt mal eine vergleichbare Größe wie Hamburg und Stuttgart. Frankfurt und so weiter, das sind alles kleinere Städte. Aber für uns ist es so, dass wir die großen Städte immer erst aufmachen, wenn wir sozusagen zwischen 500 und 1000 Babysitter haben, je nachdem, wie viel Unternehmenscontracts wir auch da abbilden müssen.

Rolf [00:12:35] 1000 Babysitterinnen Videos habt ihr euch alle angeschaut? Alle einzeln? Wie macht ihr das?

Julia [00:12:42] Zum einen haben wir das Ganze natürlich super smart in dem Backend. Wir müssen am Ende nur wenige Sekunden Videomaterial auch wirklich sichten. Und man muss auch ganz ehrlich sagen, es hat auch nicht jeder von unseren Nannys am Ende ein Video im Profil drinnen. Das heißt, der Aufwand ist da, aber er ist überschaubar. Wir haben unter einer Minute Check-in Zeit für jede Babysitterin oder jeden Babysitter, Hausaufgabenbetreuer. Und wir machen das auch nicht ganz allein. Wir haben jetzt auch schon zwei Werkstudenten im Team. Wir haben, wenn ich jetzt auf das Team schaue, auf das komplette Thema Product In-house jetzt einen eigenen Developer, einen CPO und bauen eben gerade so ein kleines Team mit Sales und Marketing auf. Aber ja, es ist schon ein bisschen Aufwand. Anna und ich kommen beide aus dem Recruiting, das Thema KI ist da auch super speziell. Also wir wollen am Ende immer sagen können, alle Babysitter auf der Plattform sind so gecheckt, dass wir sie selbst für unsere Kinder buchen würden.

André [00:13:49] Du hast das Stichwort genannt für die nächste Frage, nämlich Recruiting. Wie läuft euer Recruiting Prozess? Also 1000 Babysitter in München nur für München zu rekrutieren? Die anderen Städte stelle ich mir extrem aufwendig vor. Wie funktioniert das? Wie organisiert ihr das?

Julia [00:14:10] Lass mich kurz ausholen. Tatsächlich war es so, dass unsere größte Sorge an dem ganzen Konzept war, dass wir nicht ausreichend Betreuer finden. Ich meine, jeder von uns kennt die Thematik, es fehlen überall Erzieher, Lehrer, Fachkräfte ohnehin und wir haben alles ausprobiert. Im Marketing und Recruiting alle Guerilla Varianten gecheckt und versucht herauszufinden wer unsere Personas sind. Also wer bewirbt sich da mit welchem Impact oder warum wollen die bei uns arbeiten? Was ist denen wichtig? Das ist vielleicht auch interessant als Zahl, wir haben die ersten 500 Babysitter und auch die ersten 500 Eltern tatsächlich selbst angerufen. Das haben auch nicht die Werkstudenten gemacht, sondern das haben Anna und ich uns aufgeteilt. Das war anstrengend. Ich konnte dann nach diesen zwei oder drei Tagen auch nicht mehr reden, aber es war einfach unfassbar notwendig und wichtig. Das heißt, ich kann euch ganz konkret sagen, warum und wie wir auch diese vielen Babysitter bei uns auf die Plattform bekommen. Und das ist eigentlich ganz einfach. Wir haben einen ganz großen Anteil an Studierenden. Ich würde jetzt mal sagen, 60, 70 Prozent. Die sind alle digital unterwegs, es ist auch überhaupt kein Thema, dass sie ihre Unterlagen uploaden, dass sie sich da checken lassen. Was unsere Plattform ausmacht, ist auch, dass wir ein 1:1 Kalender Checking haben. Man bekommt zwar mehrere Profile vorgeschlagen, aber man weiß genau, jeder Babysitter, den man vorgeschlagen bekommt, der kann auch zu den von einem benötigten Zeiten. Und das müssen eben unsere Nannys alle einstellen und bereit sein zu tun. Zusätzlich wollen wir eben auch eine große Masse an sehr kurzfristig verfügbaren Babysitter haben und auch das bilden die Studenten ab. Das heißt, wir haben zum einen die Studierenden, dann haben wir zum anderen eben auch, ich sage jetzt einfach mal mittelalte Frauen, deren Kinder schon groß sind, die einen Nebenjob brauchen, die einfach schlichtweg auch Geld verdienen wollen und müssen mit etwas, das sie können. Bei uns muss man nicht Erzieher sein oder Kinderpfleger. Wir glauben einfach, wer selbst Kinder großgezogen hat oder auch Spaß daran hat, im privaten Bereich das zu machen, mit Kindern zu spielen, auf die aufzupassen und der sich checken lässt, der kann das auf jeden Fall genauso gut. Und wir schreiben in den klassischen Stellen Portalen aus. Das ist für uns eine der wirklich guten Marketing oder Recruiting Kanäle und dann machen wir Social Ads. Das machen wir für alle Zielgruppen, sowohl für die Eltern als auch für die Babysitter. Und das funktioniert tausendmal besser als Google Advertising. Wir machen das auch Guerilla mäßig in den Mensen von den Unis, zum Beispiel Postkarten auszulegen oder irgendwelche anderen Varianten.

André [00:17:00] Nach dem Rekrutierungsprozess folgt auch die Pflege der Babysitter bei euch. Ihr habt sicherlich dann auch während des gesamten Prozesses Kontakt zu ihnen, müsst das pflegen, müsst die Kommunikation aufrechterhalten. Wie habt ihr das organisiert?

Julia [00:17:20] Der Aufwand ist extrem gering. Mittlerweile können wir das ja schon sehr genau bestimmen und einschätzen. Wir haben uns dazu entschieden, die komplette Kommunikation per WhatsApp laufen zu lassen. Wir machen gar keine telefonischen Abstimmungen, wirklich nur im Ausnahmefall auch mal eine Kommunikation per E-Mail. Wir haben die große Möglichkeit einfach schnell zu sein, indem wir das Tool benutzen, das wirklich jeder auf dem Handy hat und wo man meistens sogar noch die Benachrichtigungen auf dem Display aktiviert hat. Das heißt, wir bekommen sehr schnelle Rückmeldungen.

Rolf [00:18:00] Julia, alle haben Probleme mit Recruiting und Menschen zu bekommen und junge Menschen zu motivieren. Bei euch klingt das alles so einfach. Was steckt da drinnen an Erfahrung von früher? Oder sind das die Sachen, die du früher schon immer besser machen wolltest? Oder hat sich das so ergeben? Ich finde das alles sehr schlau und sehr smart, das alles so zusammenzubringen. Wo kommt das her? Was ist das? Ist das neu, wie ihr es macht?

Julia [00:18:27] Ich glaube, unser Riesenvorteil ist einfach, dass Anna zwölf Jahre diesen Job gemacht hat und dass sie genau weiß, was die Pain Points sind und was man vielleicht auch mal für ein Support braucht. Es gibt auch unangenehme Eltern oder schwierige Situationen und dafür versichern wir ja auch alle Babysitter auf der Plattform. Das heißt, wir backen die, wir sind die Anlaufstelle, wenn mal was komisch ist, schief läuft oder sie da Schwierigkeiten haben Aufträge zu bekommen. Was wirklich auch alle gut finden ist, dass in der gleichen Postleitzahl in der sie wohnen, bekommen sie primär ihre Aufträge. Sie haben einen sehr nachhaltigen Job und einen, der einfach wahnsinnig bequem ist. Das heißt, Aufträge in direkter Umgebung können so von den Studenten, Nannys, Müttern zu ihren selbst festgelegten Zeiten durchgeführt werden, zu einem Stundenlohn, den sie selbst bestimmen können. Und am Ende jeder Anfrage und jeder Auftrag von Eltern kann auch noch mal abgelehnt werden, wenn man da kein gutes Gefühl hat oder das nicht möchte. Das heißt wir haben maximale Selbstbestimmung, maximale Freiheit. Es ist maximal bequem und ich glaube, dass ist am Ende ein bisschen der Schlüssel.

Rolf [00:19:46] Okay, habe ich ein bisschen verstanden. Ihr habt da auch ein Produkt geschaffen, was sehr zeitgemäß ist, auch für die Menschen, die ihr braucht, um diesen Service anzubieten. Was ich noch nicht ganz verstanden habe ist, was ist euer Produkt? Euer Produkt ist diese Grund Größe an zuverlässiger und zertifizierter Grundversorgung zu stellen, dass es zusammenpasst. Seid ihr ein Digital Unternehmen? Wie würdest du es beschreiben? Ich bekomme das so noch nicht zusammen. Ich weiß, was ihr alles braucht, aber was ist das Produkt heynannyly?

Julia [00:20:23] Ich würde mal das große Schlagwort Empowerment von Eltern darüber stellen. Weil natürlich haben wir kein Produkt zum Anfassen, aber wir haben eine Software, wir haben eine Plattform mit einem Algorithmus, mit einem Kalender, der Uhrzeiten und Termine matchen kann, dass man ein Filter System hat, um zu schauen, kann ich eine Nanny finden, die in der Sprache spricht, die ich brauche? Die vielleicht ein Auto hat, um Transport Fahrten vorzunehmen, lauter solche Dinge. Wir sind HR Tech, wenn man das jetzt vielleicht ganz klassisch einordnen will, aber wir sind eben mehr als nur eine Plattform, weil bei uns geht es einfach um echte Menschen.

André [00:21:08] Ich habe zwei Fragen, die völlig unterschiedlich sind. Ich beginne mit der einen, die noch etwas mit der Organisationsstruktur, mit dem Contracting zu tun hat. Wir wissen ja alle, die Welt ist schlecht. Wissen wir ja. Und wie verhindert ihr denn, dass solche Beziehung zwischen Babysitter und Unternehmen anschließend privatisiert werden? Ihr lebt im Wesentlichen von einer Vermittlungsgebühr. Und angenommen, ich als Unternehmer engagiere zweimal die gleiche Nanny. Hat gut geklappt. Und frage, ob wir das vielleicht das nächste Mal unter Umgehung der Provisionszahlungen organisieren können. Wie geht das? Wie verhindert ihr das?

Julia [00:21:53] Da bin ich vielleicht noch nicht ganz konkret eingestiegen. Wäre das jetzt der Case, und das ist bei jeder Plattform glaube ich so, dass sich irgendwann Eltern und Babysitter absprechen können, da wird man einen gewissen Prozentteil verlieren. Was wir generell machen, um eine Plattform Treue zu schaffen, ist eben, dass wir die Haftpflichtversicherungen für beide Seiten mit Vorteil übernehmen. Und wir intensivieren die Babysitter. Wir binden die, indem wir ihnen die Möglichkeit geben, durch viele Stunden bei uns auf der Plattform so was wie Credit Points zu erreichen. Und damit bekommen sie dann Rabatte, Rabattgutscheine für Fitnessstudios usw. Also wie so ein kleines Mitarbeiter Benefit System für unsere Plattform, obwohl das nicht unsere Mitarbeitenden sind. Die arbeiten dort mit Gewerbeschein oder als Minijob. Wir sind da rein die Plattform. Jetzt in dem Beispiel, was du gerade genannt hast mit dem Unternehmen. Die Gefahr ist sehr gering, weil zum einen verkaufen wir zwölf Monats Contracts für die Nutzung, also wir sind ein bisschen wie ein Sports Club für Kinderbetreuung. Wir haben da eine feste Verrechnungsgröße und da ist dann die komplette Nutzung drinnen. Und der ganze Aufwand für einen Unternehmer, selbst wenn es jetzt ein kleines mittelständisches Unternehmen ist, da vielleicht sogar mit einem Account irgendwie manuell reinzugehen und zu versuchen, irgendwie selbst Vermittlung vorzunehmen dafür ist der Aufwand zu groß. Plus ein Riesenthema ist, es gibt unfassbar große Steuervorteile, auch für die Unternehmen. Jedes Unternehmen kann pro Jahr, pro Mitarbeiter 600 Euro absetzen. Das sind nicht diese 44 Euro, die man monatlich kennt, also dieser Geldwerter Vorteil, sondern das gilt wirklich rein für private Kinderbetreuung und Unterstützung der Mitarbeitenden. Und das kann man natürlich nur machen, wenn man unsere Rechnungen auch ordentlich hat.

André [00:23:53] Das ist nachvollziehbar. Die andere Frage, die ich habe, ist, noch mal ausgehend von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf als ein ganz wesentliches gesellschaftliches Thema. Wie kommentierst du so die politische und gesellschaftliche Entwicklung, sagen wir mal der letzten zehn Jahre? Weil genau darauf sattelt ihr ja auf. Es gibt da einen Bedarf und dieser Bedarf entsteht durch eine Lücke, durch einen Pain, den die Familien, aber gleichwohl auch die Unternehmen spüren. Wie kommentierst du die Entwicklung in den letzten zehn Jahren in diesem Bereich zu dieser Thematik?

Julia [00:24:36] Ja, ein ganz besonderes Thema, weil ich nicht nachvollziehen kann, dass gefühlt sich in den letzten zehn Jahren einfach nichts verändert hat. Ich kann mein Beispiel aus meinem persönlichen Leben geben. Als mein Kleiner damals sechs Monate alt war, hatte ich das Riesenglück, dass ich einen Krippenplatz bekommen habe für ein paar Stunden. In Wiesbaden habe ich damals noch gelebt. Die Krippe war dann später Kindergarten und war dann aber trotzdem immer um 14:30 Uhr zu. Ich hatte jetzt in Wiesbaden keine Familie. Niemand außen rum, der mich backen hätte können. Mein Mann arbeitet im Vertrieb, der war immer viel unterwegs und ich wollte aber ja aus gutem Grund auch relativ früh wieder arbeiten. Das war in dem Fall Luxus, ich konnte es mir aussuchen. Es gibt aber auch ganz viele Familien oder auch alleinerziehende Eltern, die sind davon abhängig, dass sie erwerbstätig sind. Ich meine, geschweige denn auch das Thema Altersarmut, was immer noch ein Riesenthema ist. Und das können wir nur ändern, wenn wir vernünftige Betreuungssituationen schaffen, die flexibel sind. Und gefühlt ist es jetzt immer noch so. Ich spring mal die zehn Jahre zurück oder nach vorne. Von den 500 Eltern, die wir in unserer Start Stadt in München persönlich interviewt haben, hat ein erschreckend großer Prozentsatz gesagt: Ja, wir brauchen euch nicht nur abends oder für Notfälle, sondern wir haben keinen Krippenplatz bekommen. Wir können das gar nicht hier managen. Ich will zurück in den Beruf. Meine Elternzeit läuft aus oder das Elterngeld läuft aus. Und das war wirklich noch mal ein Eye Opener, dass sich da nichts tut. Und ich bin selbst ein bisschen sauer ehrlicherweise, dass wir immer noch klatschen, auch nach der Pandemie. Wir klatschen für Pflegekräfte und wir klatschen für Erzieher. Ich finde, den Job, den die machen, der müsste viel besser bezahlt werden. Und das wäre durchaus eine Stellschraube, an der die Politik etwas ändern könnte. Das würde nämlich dazu führen, dass sich einfach mehr Bewerber auch für den Bereich interessieren und in Kauf nehmen, dass dann wirklich auch Stress mit 20 Kindern mit einer ganz großen Verantwortung jeden Tag auf einen lauert. Also ja, ich finde, da ist viel zu wenig passiert. Und deswegen versuchen wir es jetzt über die andere Richtung, über die Eltern als Arbeitnehmende brauchen und bereit sind, da ihren Beitrag zu leisten.

Rolf [00:27:01] Und das ist gut so, Julia. Und wie ihr es macht, scheint es gut zu sein. Auch hier wirklich noch andere Stellen anzusprechen, dass da eine Menge im Argen liegt und dass in der Grundversorgung eine große Problematik herrscht. Aber alles richtig gemacht, Julia. Eine Sache haben wir, glaube ich, vergessen. Ihr tragt den unglaublichen Titel Startup des Jahres. Ist das richtig?

Julia [00:27:27] Ja, seit kurzem. Tatsächlich war es völlig überraschend. Das hast du bei mir auf LinkedIn gesehen wahrscheinlich. Ich habe es euch nicht geschrieben.

Rolf [00:27:38] Absolut. Da waren wir dann doch so aufmerksam und ich habe mich wahnsinnig gefreut und würde so einfach gerne von dir noch mal diese ganze Emotion mit auffangen. Was heißt das? Wie ist es passiert? Und ihr habt einen riesen Scheck bekommen?

Julia [00:27:51] Genau. Vielleicht, um alle mal in diese Emotion reinzuholen. Das war jetzt vor wenigen Wochen. Wir waren auf dem Founder Summit in Wiesbaden mit 7000 Speakern, Besuchern. Es war ein zwei Tage Event. Wir waren selbst Aussteller, haben da auch einfach selbst genetzwerkt. Wir hatten die Möglichkeit auch im Vorfeld schon zu pitchen, wir wussten, dass es da einen unglaublich hohen Preisgewinn gibt. Wir haben uns aber ehrlicherweise keine Chancen ausgerechnet und wir hatten auch keine Info, dass wir nominiert waren für den Preis. Der Veranstalter, mit dem ich ohnehin am WhatsApp schreiben war zwischendurch, der hat dann irgendwann geschrieben: Ja, ihr kommt aber schon noch zu der Verleihung am zweiten Tag. Das war am Sonntag. Ich glaube, vielleicht sind da auch zwei drei schon abgereist, bevor dann das Ganze offiziell geendet hat. Und da dachten wir noch okay, die SMS oder die WhatsApp, die bekommen jetzt einfach alle Startups, die da sind. Natürlich gehen wir da noch hin. Und dann auch tatsächlich nur den einen Preis, in einem Wort, verbunden mit einer Wildcard vom selben Accelerator. Das ist ein Investor, der mit Media Packages arbeitet und wir haben dann nur noch gehört: Der Preis geht an heynannyly und wir haben uns angeschaut und dachten: Oh mein Gott! Das war ein Moment, den werde ich nicht vergessen. Anna und ich haben uns angeschaut. Anna hat nur noch gesagt: Oh mein Gott, du musst sprechen. Und dann sind wir vor und waren drei Tagen irgendwie völlig in diesem Hype drin und dachten: Cool, wir holen die Welt. Bis dann wieder die ganz normalen Hands-On Themen, die jeden Tag aufgekommen sind und wir irgendwelche technischen Probleme gelöst haben und der Alltag uns wieder hatte. Aber ja, das war auf jeden Fall sehr cool.

Rolf [00:29:46] Ganz herzlichen Glückwunsch dazu auf jeden Fall. Ein wirklich toller Preis, tolles Konzept. Was meinst du, um da nochmal rein zugehen, bevor wir auf jetzt die 2,5 Millionen wie wir sie gemeinsam ausgeben kommen. Warum meinst du, habt ihr gewonnen?. Was war es? Ich bin immer noch so, ich verstehe alles was du sagst und ich verstehe auch den Service, ich verstehe auch die Notwendigkeit gesellschaftlich und auch B2B. Aber was? Was ist diese magische Essenz, euch auch solche Preise gewinnen zu lassen? Was glaubst du? Wie erklärst du dir nach dem Kater, dass ihr es geworden seid?

Julia [00:30:24] Wir mussten erst nach zwei Stunden heimfahren und Anna sogar noch vier. Das heißt, wir hatten überhaupt gar keine Möglichkeit wirklich anzustoßen. Wir haben das dann unabhängig voneinander mal Abends mit einem Glas Sekt gemacht, aber das holen wir noch nach, die große Party. Wir haben auch versucht dort nachzufragen. Zum einen wer die Jury Mitglieder waren oder welche Kriterien es auch gab, die schlussendlich die Entscheidung geklärt haben. Aber wir wissen es bis heute nicht ganz genau, was es war. Die Vermutung, ich meine zum einen, wir machen Impact, wir machen aber auch Impact, die man sehr gut rechnen kann. Sadurch, dass wir eine B2B Aufstellung haben, haben wir sehr feste Größen, mit denen wir kalkulieren können. Das hat unseren kompletten Business Case im Vergleich zu so einer B2C Geschichte einfach noch mal ganz anders aufgestellt. Und das ist das, wir haben schon einen Investor an Board, wir haben jetzt gerade auch neue Business Angels mit aufgenommen. Wir werden nach dem Sommer auch noch mal raisen. In den Austausch mit Investoren haben wir das total gemerkt, als wir gesagt haben, wir machen B2B, hatten wir plötzlich ganz andere Ansprechpartner und auch viel mehr interessierte Zuhörer.

Rolf [00:31:45] Spannend. Sehr spannend. Ich glaube auch, dass es diese Lücke ist. Julia, ene kurze Verschnaufpause mit unser Lieblingsrubrik Kinder fragen Fragen. Magst du mir eine Zahl zwischen 1 und 12 nennen und ich versuche dir die Frage zu stellen, die ein Kind gefragt haben hätte können.

Julia [00:32:06] Ich nehme die 6.

Rolf [00:32:09] Ah, das ist niedlich. Wer waren deine besten Freunde oder Freundinnen in der Kindheit? Erinnerst du dich daran?

Julia [00:32:18] Da erinnere ich mich sehr gut, weil die habe ich immer noch. Meine allerbeste Freundin Miri ist meine Freundin, die bis vor kurzem in Hamburg gelebt hat, gerade nach London gezogen ist und mit der war ich auch schon in der Grundschule und seitdem unzertrennlich. Und dann gibt es noch Chrissi, Lülle, Fee, Judith, Kathrin und Uli. Das sind zwei Freundinnen Cliquen, die habe ich aber alle schon seit der Schulzeit und wir haben uns nie aus den Augen verloren.

Rolf [00:32:50] Das habe ich zum Glück auch. Und ich empfinde das als sehr wertvoll, auch tatsächlich in einem verrückten Business Alltag gute Freunde zu haben. Hilft es dir auch?

Julia [00:33:00] Absolut. Weil natürlich muss man ganz ehrlich sein. Ich gruüde gerade immer noch. Wir sind Early Stage, in der Startphase. Es gibt unfassbar viel, was ich den ganzen Tag und Nacht und jeden Tag eigentlich tun könnte. Mit dem Wissen, wenn ich es nicht tue, klappt es vielleicht alles nicht so, also ist es noch ein bisschen verrückter als mein vorheriger Job, da war mir auch nicht langweilig und da braucht man sehr gute Freunde, die nicht beleidigt sind, wenn man nicht jeden Abend die WhatsApp Kommunikation beantwortet. Und wenn man sich einfach alle paar Monate mal sieht, fühlt es sich so an, als ob man sich jeden Tag gesehen hätte. Ich glaube, sowas geht nur mit richtig guten Freunden.

André [00:33:42] Julia, Start up, Early Stage, Preis gewonnen. Was ist die aus deiner Perspektive wichtigste Qualifikation als Start up?

Julia [00:33:56] Da fragst du mich was. Ich kann vielleicht sagen, was mir selbst geholfen hat. Mir hat selbst geholfen, zum einen eine absolute Neugier und eine Bereitschaft, komplett hands on zu arbeiten. Man muss einfach ganz ehrlich sein. Ich habe vorher ein tolles Team gehabt, konnte viele Dinge auch weg delegieren, vielleicht auch die, die ich nicht so gut konnte oder nicht so mochte. Als Gründer muss man einfach wirklich von Anfang an erstmal alles selbst machen und auch die Dinge, die man nicht kann und dann bringt man sie sich irgendwie bei. Das heißt, unsere komplette Website, die wir aufgesetzt haben. Wir haben sogar die Programmierer von der externen Agentur selbst gesteuert. Das heißt, wir haben irgendwann, Anna und ich haben User Stories geschrieben und das sind wirklich so Themen, mit denen wir vorher nichts zu tun haben. Das heißt, ich glaube, ein bisschen craziness ist gut. Und die Bereitschaft, einfach in alles rein zu springen, viel auszuprobieren und dann auch irgendwie bereit zu sein, Sachen zu testen, wird hinterher nicht funktionieren. Craziness würde aber auf jeden Fall auch helfen.

André [00:35:01] Und welche Hürden hast du als besonders groß empfunden?

Julia [00:35:08] Ehrlicherweise, ich war selbst, das muss ich dazu noch erzählen. Ich war 15 Jahre im Konzern und ich bin während Corona ausgestiegen. Ich bin ausgestiegen, weil ich gemerkt habe: Zwei Vollzeitjobs und zwei Kinder, das geht hier so gar nicht. Dem Homeschooling auch. Und dann habe ich gekündigt mit sechs Monaten Kündigungsfrist, ohne zu wissen, was ich danach mache. Und in der Zeit habe ich Anna kennen gelernt. Deswegen war ich gerade in so einer Situation, dass ich ganz viel Mut in mir drin hatte und auch überhaupt keine Bedenken und Risiken. Was passiert, wenn das schiefgeht? Und das persönlich hat mir total geholfen und hilft mir auch bis jetzt, weil das Ganze ist ein Jahr her, das heißt, ich war im August dann draußen auf meinem Job. Wir haben dann Vollgas gegeben. Ich konnte natürlich auch schon als Vollzeit Gründerin in alle Themen reingehen, während Anna noch in ihrem Job nebenbei geblieben ist, bis klar war: Das Ding läuft oder das läuft auf jeden Fall in die richtige Richtung. Aber eine Hürde würde ich definitiv bezeichnen als: Es gibt keine Sicherheit. Und da muss man irgendwie mit dealen können. Dass man weiß, es kann eigentlich jeden Tag zu Ende sein in einem bestimmten Stadion. Es können immer unerwartete Dinge passieren und wenn man sich dadurch irgendwie aus dem Konzept bringen lässt oder sich beunruhigen lässt, dann ist es vielleicht nicht der richtige Weg.

Rolf [00:36:26] Sehr schön zusammengefasst. Ich nehme mal die zwei Worte mit: Crazy und keine Sicherheit.

Julia [00:36:34] Sehr gerne, Rolf.

Rolf [00:36:34] Um das Gründerinnen-Sein mal zusammenzufassen. Julia, lass uns tatsächlich mal ein Stück nach vorne schauen. Du hast vorhin gesagt, wo ihr noch hinwollt. Und das klang alles so spielerisch und dann gehen wir in diese Stadt und diese. Und du hast einen 2,5 Millionen Scheck für Media in der Tasche. Es sind alles auch Verpflichtungen. Könnt ihr das so leicht ausrollen? Kannst du in jeder Stadt gleich wieder 1000 Babysitterinnen finden? Geht das alles so einfach? Was willst du machen die nächsten zwei Jahre? Wie wollt ihr das skalieren? Müsst ihr skalieren? Ihr habt auch fremdes Geld da drin.

Julia [00:37:14] Absolut. Anna und ich haben uns vorher schon die Karten gelegt. Und für uns ist ganz klar, dass wir das skalieren wollen. Wir wollen das Angebot und die Möglichkeit einer flexibleren Kinderbetreuung und Vereinbarkeit von Job und Familie nicht nur einer Stadt oder wenigen großen Städten in Deutschland zur Verfügung stellen, sondern das Thema ist durchaus auch ein Thema der DACH Region. Anna ist Österreicherin, das heißt es ist total klar, dass wir DACH relativ schnell auf der Karte haben. Wir wollen aber auch durchaus internationalisieren und sind auch da schon dabei zu schauen, auch mit Partnern, wo wir wie ansetzen können. Aber Fokus ist auf jeden Fall erst mal jetzt natürlich in Deutschland, in den nächsten zwei Jahren. Jetzt dieses Jahr und kommendes nächstes Jahr, die entscheidenden Flächen und Städte, große bis mittelgroße, aufzumachen. Und so easy ist das natürlich nicht. Da ist schon richtig viel Arbeit dahinter. Uns hat aber total geholfen, dass wir uns jetzt ein bisschen Zeit gelassen haben. Zeit im Start up Sinne, dass wir nicht im Juni gleich gesagt haben: Komm, wir machen einfach überall die Plattform auf, weil das hätten wir rein theoretisch machen können, dann hätten sich auch in allen Städten schon Bewerber irgendwie auf der Plattform anmelden können. Und dann hätten wir einfach gesagt: Okay, komm, jetzt machen wir was. Wir haben uns aber dagegen entschieden, haben gesagt, wir machen eine regionale Aufsetzung. Das heißt, wir wollen dadurch, dass wir eine Region nach der anderen aufmachen und erst mal mit Vorlauf die Babysitter onboarden, wirklich zum einen diese Masse und Auswahl generieren, die Qualität sichern. Und dadurch, dass wir so lange in München waren, kennen wir jetzt die Kanäle. Wir sind jetzt mittendrin im Recruiting für die neuen Städte, die zum 1.10. aufgehen. Und das geht sich aus. Das waren die richtigen Kanäle.

Rolf [00:39:06] Heißt das, dass du da so ein Zettel liegen hast oder ihr eine Checkliste: Nächste Stadt, bum, bum, bum, bum. Und das lässt sich dann tatsächlich auch kopieren?

Julia [00:39:16] Wir haben eine innere Liste. Wir gehen immer dahin, wo wir gute Unternehmensverträge kriegen. Natürlich wollen wir ein paar große Städte auf jeden Fall abbilden. Gar keine Frage. Der Case an sich ist immer kopierbar. Ich würde jetzt mal sagen, natürlich haben wir ein paar coole Systeme mit eingebaut und einen tollen Algorithmus drin. Aber es ist nichts, was nicht kopierbar ist. Und deswegen müssen wir einfach auch schnell sein. Deswegen noch ein weiterer Antrieb außer der von dir eben schon genannten Investoren.

Rolf [00:39:53] Spannend. Du hast mein Wort kopieren gut verstanden. Und diese 2,5 Millionen von Seven Accelerator. Wenn ich verstanden habe, das ist Media. Ist es denn nützlich für euch im B2B Bereich? Ist es da gut einsetzbar? Habt ihr da schon mal drauf geschaut auf den Koffer voller Geld?

Julia [00:40:16] Leider ist es kein Koffer voller Geld. Auch da wieder bei all der Euphorie muss man dann den Realismus auspacken. Den haben wir genau dann bekommen, als wir den ersten Austausch auch mit den Kooperationspartnern von Seven Accelerator gab. Und es ist zum einen, klar, ist deren Fokus im Bereich. Und zum anderen ist es quasi eine Wildcard bis zu. Es sind jetzt nicht 2,5 Millionen voll und das ist auch nicht so, dass wir das aufs Konto überwiesen bekommen hätten. Das erste, als ich das meinem Mann geschrieben hat, noch in Wiesbaden aus meint er nämlich, er hat noch nichts auf dem Konto gesehen. Wir können noch keinen vorzeitigen Exit machen und sagen: Komm, wir nehmen doch nicht irgendwie Media. Die Entscheidung ist auch noch nicht gefallen, ob wir das machen, in welcher Form auch immer. Es wird uns aber mit Sicherheit nutzen, dass wir so großen Partner haben, der unsere kompletten Social Media Kanäle mit einer Art Due Diligence durchleuchtet und uns genau sagt, wo wir wie angreifen können. Weil B2C, die Endkunden, die Eltern, die behalten wir immer. Und am Ende wollen wir, dass unser Produkt den Eltern hilft. Das ist trotz allem unsere Zielgruppe, auch wenn wir nicht wollen, dass sie das alles zahlen müssen. Wir wollen schon den Zugang für viele Eltern aufmachen, auch für die, die zum Beispiel in Schichtarbeit arbeiten oder selbst vielleicht den Mindestlohn bekommen. Und da wollen wir einfach, dass sie da unterstützt werden und trotzdem die maximale Qualität und Flexibilität haben. Und die Eltern, die erreichen wir natürlich mit solchen Medien oder oder Social Media Werbung oder Werbeblöcken.

Rolf [00:41:55] Genau, dachte ich nämlich auch dran. Ich glaube, da muss noch mal Klarheit her. Ich wollte die 2,5 Millionen nur mehrfach wiederholen, weil's natürlich so toll klingt.

Julia [00:42:02] Es ist auch schön. Du darfst auch jederzeit.

Rolf [00:42:08] Dass das nicht direkt auf dem Konto landet. Ich hoffe, das ist allen bewusst, die demnächst solche Preise gewinnen. Aber noch mal Julia, da B2B euer Zauberwort ist. Tatsächlich Produkte auch anzubieten und nicht in ein Haifischbecken von B2C zu gehen. Haifischbecken kommunikativ. Was sind denn Wachstumschancen im B2B? Was musst du denn da anders machen? LinkedIn in deinen Kanal oder trotzdem Social Media oder wie wollt ihr da wachsen?

Julia [00:42:40] Man muss dazu sagen, ich habe vorhin mal kurz was von Urban Sports Club gesagt. Unsere Parallele ist, dass wir an HR verkaufen in den Unternehmen. Anna und ich habe selbst jahrelang HR gemacht, das heißt, ich sage mal, der einfache Einstieg ist für uns über die Low Hanging Fruits gegangen, über das direkte Netzwerk, das wir wirklich persönlich kennen. Dass man auch die ersten, die die Unternehmensverträge gesigned haben. Hotellerie Branche hat ein riesen Turnover, aber da wussten wir, wie wir einsetzen können. Dann haben wir auch die ganz Großen und natürlich auch die Logistikbranche absolut erkannt als Bereich, in der Schichtarbeit elementar wichtig ist, dass am Ende delivered werden kann, auch on time. Wir sind bei den ersten Unternehmen über unsere persönlichen Netzwerke gegangen und wir machen tatsächlich sehr viel über LinkedIn. Das ist unser stärkster Social Media Kanal, wenn man die mal mit reinpackt. Da haben wir alle Kooperationspartner, unsere Business Angel, Investoren und wirklich auch Teile des Teams quasi gefunden.

Rolf [00:43:54] Ja spannend. Ich glaube, jetzt habe ich es verstanden. Tatsächlich auch diese Tech HR, weil ich vorhin fragte, was ist das Produkt? Für mich hat sich auf jeden Fall in diesem Gespräch herauskristallisiert, was ihr seid, was ihr sein wollt, auch vom gesellschaftlichen Auftrag und wo ihr hin wollt. Deswegen, ich habe es verstanden. Dann können wir Schluss machen. Ich glaube es haben alle verstanden. Deswegen, liebe Julia, ich wünsche euch, dir weiterhin so viel Energie, so viel gesunde Naivität, gepaart mit der Neugier, um das zu erreichen, was ihr da vorhabt. Und ich bin wahnsinnig gespannt, was wir von euch noch sehen werden und vielen, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, so ausführlich und so sympathisch über dein Start up zu sprechen.

André [00:44:51] Auch von meiner Seite, Julia. Vielen, vielen Dank. Ich finde das deswegen so super spannend jenseits dessen, was Rolf gerade erwähnt habe, weil ihr mit eurem Produkt sehr schön auf gesellschaftliche Entwicklungen reagiert. Das passt irgendwie großartig und ich fand unser Gespräch wirklich sehr spannend, sehr lehrreich. Und drücke euch alle Daumen, die ich zur Verfügung habe für die Zukunft.

Julia [00:45:18] Dann danke noch von meiner Seite. Schön, dass ihr uns den Raum gebt. Sichtbarkeit ist für jedes Start up absolut wichtig. Wer weiß, wer unter euren Zuhörern ist. Wir sind immer offen für Gespräche und auch für Feedback und Ideen. Und ich werde dran arbeiten, Rolf, dass ich noch ein bisschen klarer kommuniziere, dass man das nächste Mal nach einer Minute schon das Konzept verstanden wird.

Rolf [00:45:42] Es lag definitiv nicht an dir, sondern an mir. Vielen lieben Dank. Bis zum nächsten Mal. Dankeschön und Tschüss.

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