News

Jugendschutz in sozialen Medien nach der Europawahl - Sind TikTok-Verbote für Kinder der richtige Weg?

Jugendschutz in sozialen Medien nach der Europawahl - Sind TikTok-Verbote für Kinder der richtige Weg?
Die Nutzung von sozialen Medien wie TikTok durch Kinder und Jugendliche wird nach der Europawahl hitzig diskutiert. Viele fordern, Plattformen stärker zu regulieren oder für Minderjährige ganz zu verbieten, um sie vor schädlichen Inhalten zu schützen. Doch sind strikte Verbote wirklich zielführend für den Jugendmedienschutz?

Die Nutzung von sozialen Medien wie TikTok durch Kinder und Jugendliche wird nach der Europawahl hitzig diskutiert. Viele fordern, Plattformen stärker zu regulieren oder für Minderjährige ganz zu verbieten, um sie vor schädlichen Inhalten zu schützen. Doch sind strikte Verbote wirklich zielführend für den Jugendmedienschutz? Ein Blick auf die Argumente, wobei es in diesem Beitrag primär um die generelle Nutzung der Plattform durch Kinder geht und nicht um datenschutzrechtliche Probleme mit TikTok.

Kinder schützen - aber wie?  

Befürworter eines TikTok-Verbots für Kinder argumentieren, dass auf der Plattform problematische Inhalte kursieren, die Minderjährige verstören oder negativ beeinflussen könnten. Die Bandbreite reicht laut der Schulleiterin und Bestseller-Autorin Silke Müller "von Gewalt- und Tierquälvideos über Nazipropaganda bis hin zu Pornografie und Cybergrooming" [1]. Um Kinder davor zu bewahren, sei ein Verbot bis zum Alter von 14 Jahren gerechtfertigt, so Müller [1].  

TikTok-Verbote für Teenager - wirkungsvoll oder riskant?

Kritiker bezweifeln dagegen die Wirksamkeit von TikTok-Verboten für Jugendliche. Sie befürchten, dass diese die Kommunikation zwischen Teenagern und Erwachsenen untergraben. "Begleitung statt Verbot" lautet die Devise der Lehrerin und Social-Media-Expertin Anika Osthoff [1]. Sie plädiert dafür, "ab dem ersten Tag der Mediennutzung an der Seite der Kinder zu sein, neue Apps und Dienste gemeinsam zu testen." [1] Nur so entstehe eine vertrauensvolle Bindung, die Heranwachsende auch in problematischen Online-Situationen schütze.  

Der Kriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger sieht ebenfalls Präventionsarbeit als Schlüssel: "Da gegenwärtig die gesellschaftlichen Schutzmechanismen weitestgehend ineffektiv sind, ist die einzige echte Schutzmöglichkeit die verbindliche Vermittlung von Medienkompetenz in der Schule. Kinder bekommen teilweise ab der 1. Klasse Smartphones. Also muss die verpflichtende Vermittlung von Medienkompetenz an diesem Zeitpunkt starten!" [1]

Was sagen Kinder und Jugendliche?  

Doch wie denken Kinder und Jugendliche selbst über Smartphones, TikTok und Social Media? "Natürlich darf ich das nicht den ganzen Tag, sondern wir stellen einen Wecker", sagt die 10-jährige Ivy über ihre Regeln zur Tablet-Nutzung [1]. Der 17-jährige Kaspar berichtet dagegen, wie leicht sich TikTok-Verbote umgehen lassen: "Mit einem Klick kann man die Altersbeschränkung umgehen." An seiner Schule seien offizielle Handyverbote "auch vielen Lehrern egal" [1].  

Die 14-jährige Carolin ergänzt: "Ich fände es gerechter, wenn das mehr in der Schule thematisiert wird und nicht nur von den Eltern abhängt." [1] Gerade nach der Europawahl, wo junge Menschen stark für Mitsprache gekämpft haben, sollte ihre Perspektive auch beim Jugendmedienschutz nicht übergangen werden.

scout - Das Magazin für Medienerziehung - Alles verbieten!?
scout - Das Magazin für Medienerziehung - Alles verbieten!?

Medienkompetenz fördern statt Handys verbieten?  

Viele Experten setzen auf Begleitung und Befähigung statt auf reine TikTok-Verbote. "Kinder dürfen nicht ohne Aufsicht der Eltern aufs Smartphone und TikTok losgelassen werden", mahnen etwa die Medienscouts Basti, Fiete und Lex [1]. Sie wünschen sich auch "mehr Engagement von Lehrkräften" bei der Medienerziehung [1].  

Eltern-Medien-Trainer Jörg Paysen empfiehlt, mit Kindern "über mediale Themen und Gefahren wie Cybergrooming oder Pornografie in den Austausch zu kommen" und gemeinsam Regeln zu entwickeln [1]. Medienpädagogin Claudia Kuttner betont die Rolle von gleichaltrigen Medienscouts: "Sie sind nicht nur für ihre Mitschüler*innen wichtig als Ansprechpersonen, sondern liefern mit ihren Perspektiven auch wichtige Impulse in Schulen, zum Beispiel für deren Medienpläne." [1]

Auch ein Blick ins europäische Ausland nach der Europawahl zeigt: Viele Länder setzen mittlerweile auf Handyverbote an Schulen, um Ablenkung und Probleme zu reduzieren - von Frankreich über die Niederlande bis Schweden [1]. Doch wird damit nicht auch Potenzial verschenkt, Mediennutzung pädagogisch zu begleiten und Medienkompetenz zu vermitteln? Diese Frage müssen sich Schulen individuell stellen.  

Fazit

Die Debatte um TikTok, Jugendschutz und Medienkompetenz nach der Europawahl bleibt komplex. Einig sind sich viele Experten, dass der Schutz von Kindern vor Gefahren wie Cybergrooming oberste Priorität haben muss. Über die richtigen Mittel - von Verboten bis zu Prävention - gehen die Meinungen aber auseinander.

Eins scheint klar: Pauschale Smartphone- und Social-Media-Verbote für Kinder und Jugendliche können den Kontakt zu ihnen gefährden. Stattdessen gilt es, Heranwachsende zu einem selbstbestimmten und sicheren Medienumgang zu befähigen - im Dialog zwischen Eltern, Schulen und den Digital Natives selbst. Denn nur gemeinsam können wir einen Kompass entwickeln, der Kindern Orientierung in der zunehmend digitalen Welt nach der Europawahl gibt.

---

FAQs - Häufige Fragen zum Thema TikTok-Verbote für Kinder nach der Europawahl:

  1. Welche Gefahren sehen Experten für Kinder auf TikTok?
    Auf TikTok kursieren laut Experten teilweise verstörende Inhalte wie Gewaltdarstellungen, Pornografie oder Extremismus. Auch Cybergrooming, also die Kontaktanbahnung durch Erwachsene mit sexuellen Absichten, wird als Risiko gesehen.
  2. Warum werden nach der Europawahl Verbote von TikTok für Kinder gefordert?
    Nach der Europawahl sehen manche Politiker und Experten regelbasierte Verbote als Lösung, um Kinder vor gefährdenden Inhalten und Kontakten auf TikTok zu schützen. Sie fordern etwa ein TikTok-Verbot für Unter-14-Jährige.
  3. Welche Argumente sprechen gegen TikTok-Verbote für Jugendliche?
    Kritiker befürchten, dass pauschale Verbote die Kommunikation zu Teenagern untergraben, anstatt sie zu schützen. Sie setzen auf Begleitung, Befähigung und Vermittlung von Medienkompetenz statt auf Totalverbote.
  4. Wie kann die Medienkompetenz von Kindern im Umgang mit TikTok gestärkt werden?
    Als Schlüssel gelten die Begleitung der Mediennutzung von klein auf, regelmäßiger Austausch zwischen Eltern, Schulen und Kindern über Chancen und Gefahren sowie die Etablierung von Präventionsangeboten und Medienbildung an Schulen.
  5. Wie gehen andere europäische Länder mit Handys und TikTok an Schulen um?
    Nach der Europawahl setzen viele EU-Länder auf Handyverbote an Schulen, um Risiken einzudämmen - von Frankreich bis Schweden. Doch es gibt auch Stimmen, die vor blinden Verboten warnen und für pädagogische Begleitung plädieren.  

Quellen:
[1] scout Magazin für Medienerziehung #1/2024: "Alles verbieten!?", hrsg. von der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein

FAMILY AFFAIRS - Webinar

Trends, Inspirationen, Insights und Neuigkeiten aus dem Kinder- und Familienmarketing.

💪 Kurzweilig, informativ, kostenlos.
anmelden →
Newsletter

Erhalten Sie einzigartige Insights.

Vielen Dank, wir haben Ihre Anmeldung erhalten.
Irgendetwas ist schief gegangen, probieren Sie es bitte noch einmal.
Mit der Anmeldung erklären Sie sich mit unserer Datenschutzerklärung einverstanden.